
Musikalische Stolpersteine
Berliner Schüler:innen erarbeiten Medien zur Geschichte verfolgter Musiker:innen im Berlin der NS-Zeit
Im September 2024 startete der Landesmusikrat Berlin das Projekt „Musikalische Stolpersteine“: Schüler:innen rekonstruieren die Lebensgeschichten zur NS-Zeit verfolgter Musiker:innen. Mit Unterstützung von musica reanimata e.V. überführen sie deren Biografien in Medienformate und erleben die Ausstrahlung ihrer Features auf rbb radio3 sowie über die berlinHistory-App. So entsteht jeden Monat an einer Berliner Schule je ein Podcast-Porträt zu wechselnden Komponist:innen und Musiker:innen, im Jahr 2024 zunächst zu Hans Heller, Ursula Mamlok und Arno Nadel. 2025 besucht das Projekt wieder monatlich eine Schule und präsentiert die Musik verfolgter Komponist:innen bei diversen Konzerten.
Ziel des Projekts ist die Sensibilisierung der Schüler:innen für die Schicksale der Verfolgten. Über die mediale Beschäftigung mit deren Biografien lernen sie neue Musik kennen und setzen sich kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinander.
Schirmherr des Projekts ist der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner.









Fotos: Kamilla Kaiser/Sean Prieske/Henning Wehmeyer/Andrii Budukevych
Aktuelles
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Folge 6: Sophie-Scholl-Schule: Charlotte Schlesinger

Fotos: Elisabeth Trautwein-Heymann (privat), Sean Prieske
Sie war eine der ersten Frauen, die die Komposition und Musikpädagogik in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg prägten: Der Musik-Leistungskurs der Sophie-Scholl-Schule porträtiert die Komponistin Charlotte Schlesinger (1909-1976).
Charlotte Schlesinger wurde als Tochter aus linksliberalem deutsch-jüdischen Haus mit 15 Jahren in die Kompositionsklasse Franz Schrekers aufgenommen und feierte bald Erfolge. Ab 1927 studierte sie bei Walther Gmeindl und Paul Hindemith. 1933 verlor sie ihre musikpädagogische Anstellung an der Hochschule. Sie floh vor den Nazis über Wien nach Kiew. 1937 zwang sie Stalins Säuberungswahn zur Flucht schließlich in die USA, wo sie u.a. am Black Mountain College lehrte. 1962 zog sie nach London, wo sie starb. Sie steht für eine Frauengeneration, der bereits in jungen Jahren die weitere Entwicklung ihrer kompositorischen und musikpädagogischen Fähigkeiten genommen wurde.
Der Musik-Leistungskurs der 12. Klasse an der Sophie-Scholl-Schule beschäftigte sich mit Musik und Leben der Komponistin und spielte ihre Musik. Zudem interviewte sie Bettina Brand, Expertin von musica reanimata e.V. und Vorsitzende der Dwight und Ursula Malok-Stiftung. Daraus entstand der vorliegende Podcast.
Gesprochen vom Musik-Leistungskurs des 12. Jahrgangs der Sophie-Scholl-Schule (Lehrerin: Marianne Grenz), Bettina Brand
Redaktion: Musik-Leistungskurs des 12. Jahrgangs der Sophie-Scholl-Schule, Kamilla Kaiser, Theresa Stumpf
Musikwissenschaftliche Beratung: Bettina Brand
Schnitt: Kamilla Kaiser
Aufnahme: Theresa Stumpf
Folge 5: Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium und Landesjugendorchester Berlin: Viktor Ullmann


Fotos: Unbekannt, Sean Prieske
Viktor Ullmann (1898-1944) war einer der herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts, bis er von den Nazis ermordet wurde. Das Landesjugendorchester Berlin spielt die Ouvertüre zu seiner Oper „Der zerbrochene Krug“.
Viktor Ullmann war ein jüdischer Komponist, Dirigent und Pianist. Geboren im österreichisch-ungarischen Teschen und katholisch getauft, wuchs er in Wien auf. Er bewegte sich als junger Komponist im musikalischen Umfeld von Arnold Schönberg und Alban Berg und arbeitete in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz. Ab 1933 lebte Ullmann in Prag und wurde 1942 von den Nazis nach Theresienstadt deportiert. Hier erfuhr sein kompositorisches Schaffen eine späte Blütezeit, während er gegen das Theresienstädter Lagerleben ankomponierte. Im Oktober 1944 wurde er ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und hier ermordet.
Jugendliche des Landesjugendorchesters Berlin und des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums befassten sich mit Musik und Leben des Komponisten. Sie sprachen mit dem Vorsitzenden von musica reanimata e.V. Albrecht Dümling und produzierten das vorliegende Podcast-Porträt. Zudem spielte das Landesjugendorchester Ullmanns Ouvertüre zum Einakter „Der zerbrochene Krug“ beim Osterkonzert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Gesprochen vom Landesjugendorchester Berlin, Schüler:innen des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium, Albrecht Dümling
Redaktion: Landesjugendorchester Berlin, Schüler:innen des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium, Sean Prieske, Anna Schors
Musikwissenschaftliche Beratung: Albrecht Dümling
Schnitt: Sean Prieske
Aufnahme: Sean Prieske, Anna Schors
Folge 4: Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium: Werner Richard Heymann


Fotos: Elisabeth Trautwein-Heymann (privat), Sean Prieske
Der Musik-Leistungskurs des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums Berlin auf den Spuren des Kompionisten Werner Richard Heymann (1896-1961)
„Ein Freund, ein guter Freund“, „Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder“ oder „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“ – all diese Tonfilmschlager stammen von Werner Richard Heymann. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Am bekanntesten ist sicherlich seine Filmmusik, für die er gleich vier Mal für den Oscar nominiert war. Aber der Generalmusikdirektor der Filmproduktionsgesellschaft Ufa musste als Jude 1933 vor den Nazis fliehen. Im Exil in Paris, Hollywood und London komponierte er weiter und kehrte 1951 nach Deutschland zurück.
Der Musik-Leistungskurs des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums Berlin interviewte für diesen Podcast Heymanns Tochter Elisabeth Trautwein-Heymann sowie den Heymann-Experten und Vorsitzenden von musica reanimata e.V. Albrecht Dümling.
Gesprochen vom Musik-Leistungskurs des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums (Lehrerin: Marei Gatemann), Elisabeth Trautwein-Heymann, Albrecht Dümling
Redaktion: Musik-Leistungskurs des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums, Kamilla Kaiser, Sean Prieske, Anna Schors
Musikwissenschaftliche Beratung: Albrecht Dümling
Schnitt: Kamilla Kaiser
Aufnahme: Kamilla Kaiser, Anna Schors
Folge 3: Adolf-Reichwein-Schule: Arno Nadel
Schüler:innen der Adolf-Reichwein-Schule in Berlin haben sich den vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten des Komponisten Arno Nadel (1878-1943) multimedial angenährt.
Arno Nadel (1878–1943) war eine der schillerndsten Gestalten des jüdischen Kulturlebens vor der Schoah. Er war ungewöhnlich vielfältig begabt und wirkte nicht nur als Komponist und Musiker, sondern auch als Dichter und Maler. Geboren in Wilna lebte Nadel seit 1895 in Berlin. 1916 wurde er Chordirigent an der Synagoge am Kottbusser Ufer in Kreuzberg und arbeitete an einem siebenbändigen Kompendium der Synagogenmusik, das er 1938 beendete.
Ab 1941 musste Nadel Zwangsarbeit leisten. 1943 wurde er von den Nazis mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Schüler:innen der Adolf-Reichwein-Schule Berlin haben sich den vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten Arno Nadel multimedial angenährt. In Zusammenarbeit mit Vincentino e.V. erstellten sie so ein Video zu Arno Nadel. In diesem „Musikalischen Stolperstein“ zeichnen der Schüler Vincent, Medienwerkstattsleiter Matthias Schellenberger und Nadel-Experte Jascha Nemtsov das Leben Arno Nadels nach.
Gesprochen von Vincent von der Adolf-Reichwein-Schule, Matthias Schellenberger, Jascha Nemtsov, Leitung für Vincentino e.V.: Ulla Giesler
Redaktion: Medienwerkstatt der Adolf-Reichwein-Schule (Leitung: Matthias Schellenberger), Kamilla Kaiser
Musikwissenschaftliche Beratung: Jascha Nemtsov
Schnitt: Kamilla Kaiser
Aufnahme: Matthias Schellenberger, Sean Prieske, Ahmad Qafour
Folge 2: Sophie-Scholl-Schule: Ursula Mamlok


Fotos: Simon Pauly, Andrii Budukevych
Ursula Mamlok (1923-2016) wurde in Berlin geboren und musste als Jüdin im Teenageralter mit ihrer Familie vor den Nazis fliehen.
Zunächst fand Ursula Mamlok in Ecuador Zuflucht, ging dann nach New York. Durch ein Stipendium konnte dort sie Musik studieren. Sie lebte fortan in den USA als Komponistin und lehrte Komposition. Nach dem Tod ihres Ehemanns Dwight kehrte sie 2006 nach Berlin zurück, wo sie 2016 verstorben ist. 2023 wurde der Ursula-Mamlok-Park in Berlin-Schöneberg nach der Komponistin benannt.
Die 9. Musikklasse der Sophie-Scholl-Schule zeichnet das bewegte Leben Ursula Mamloks nach. Dafür hat sie die Mamlok-Expertin Bettina Brand befragt, aber auch im Klassenorchester Musik von Mamlok gespielt. Herausgekommen ist die eindringliche Geschichte einer Frau, die der Unterdrückung und Vertreibung durch die Nazis ihren Mut, ihren Humor und ihre Musik entgegengesetzt hat.
Gesprochen von der Klasse 922 der Sophie-Scholl-Schule (Lehrerin: Marianne Grenz), Bettina Brand
Redaktion: Klasse 922 der Sophie-Scholl-Schule, Kamilla Kaiser
Musikwissenschaftliche Beratung: Bettina Brand
Schnitt: Kamilla Kaiser
Aufnahme: Sean Prieske, Anna Schors
Folge 1: Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach: Hans Heller


Fotos: Akademie der Künste, Berlin, Hans-Heller-Archiv/Kamilla Kaiser
Die 10. Klasse des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach porträtiert den jüdischen Komponisten Hans Heller (1898-1969).
Hans Heller wurde 1898 im Thüringischen Greiz geboren, hat in Leipzig studiert und lebte anschließend in Berlin. 1933 floh er vor den Nazis nach Frankreich und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA. 1955 kehrte Hans Heller nach Berlin zurück, wo er 1969 verstarb.
Heller hat Lieder, Kammermusik und große Orchesterwerke komponiert. Stilistisch hat er den Bogen gespannt von tonaler Musik über Zwölftontechnik hin bis zur Atonalität. Die Schülerinnen haben ihre Ergebnisse für diese Folge selbst gelesen und auch die Klavier- und Kammermusik von Hans Heller gespielt und aufgenommen.
Gesprochen von der 10. Klasse des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach (Lehrer:in: Henning Wehmeyer, Franka Zimmermann) Wolfgang Eichwede, Sean Prieske
Redaktion: 10. Klasse des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach, Kamilla Kaiser
Musikwissenschaftliche Beratung: Albrecht Dümling
Schnitt: Kamilla Kaiser, Sean Prieske
Aufnahme: Sean Prieske, Anna Schors
Förderer und Kooperationspartner
Wir danken der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt , der Grotjahn/Winter-Stiftung, der Partnerschaft für Demokratie Steglitz-Zehlendorf und der Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung für die großzügige Förderung.
Unterstützt wird das Projekt darüber hinaus von zahlreichen Kooperationspartnern: musica reanimata e.V., Vincentino e.V., Staatliches Institut für Musikforschung, Stolpersteine zum Sprechen bringen, Global Goals Berlin, Berliner Landeszentrale für politische Bildung, Deutscher Musikrat, Europäische Akademie Berlin.